Feuerwehrteam auf Schiff abgesetzt

Feuerwehr
Ausbildung
Auf dem Deck einer ausgelaufenen Fähre bricht in einem Auto Feuer aus. Der Kapitän des Schiffes fordert Hilfe an. Ein MIRG-Team (Maritime Incident Response Group) aus 2 mal 6 Feuerwehrleuten fliegt in aller Eile mit einem Hubschrauber zum Schiff, um dem Kapitän bei der Bekämpfung des Brands zu helfen.
Brandweerteam op boot

Das war das Szenario der abschließenden Übung des MIRG-Projekts am 18. Juni 2014 in IJmuiden. Die Übung fand an Bord der Princess Seaways, einer Fähre der DFDS Seaways, statt. Eine Delegation der Generaldirektion Zivile Sicherheit war vor Ort.

Lukas Deschuttere, Offizier bei der Feuerwehr Gent, hat unser belgisches MIRG-Team mit ausgebildet: “Die Übung war der ideale Abschluss des MIRG-Projekts. Unsere MIRG-Teams haben in den vergangenen zwei Jahren alle MIRG-Verfahren gelernt und trainiert. Bei den Übungen haben sie unter realistischen Umständen gezeigt, dass sie diese Verfahren auch wirklich beherrschen. Jeder weiß, was von ihm erwachtet wird. Selbst die Ablösung durch das niederländische Team ist gut verlaufen. Unser Team hat ihnen einen genauen Überblick über alle Maßnahmen geben können, die bis dahin durchgeführt worden waren. Dies ist unerlässlich bei lang andauernden Einsätzen.

Die Übung kurz zusammengefasst: “Contain & Maintain”

  1. Der Befehlshaber bittet den Kapitän vom Hubschrauber aus über Funk um einen Lagebericht. Sobald der Hubschrauber Sichtkontakt mit dem betroffenen Schiff hat, kann er diese ersten Informationen durch die Beobachtung des Schiffes aus der Luft ergänzen. Von da an kennt er die Art und den Ort des Vorfalls, den Zustand des Schiffes, die getroffenen Maßnahmen und die Absetzstelle.
  2. Das Team berücksichtigt für die eigene Sicherheit die Stabilität und den Kurs des Schiffes, ob es sicher ist, Menschen abzusetzen, wo sich die Hitzequelle, der Rauch und die Fluchtwege befinden usw.
  3. Nach Zustimmung des Kapitäns steigen die Feuerwehrleute nacheinander mit Hilfe einer Winde hinab. Danach folgt ihre individuelle und kollektive Ausrüstung.
  4. Die Feuerwehrleute tauschen ihre Überlebensausrüstung gegen die Standardeinsatzausrüstung. Jedes Teammitglied hat seine individuelle Schutzausrüstung. Sie legen eine gelbe Sicherheitsleine zu einer Evakuierungszone aus, damit das Team im Notfall das Schiff verlassen kann.
  5. Der Befehlshaber teit das Team in zwei: ein Command-Team und ein Support-Team.
  6. Das Command-Team (bestehend aus dem Befehlshaber und einem Feuerwehrmann) unterstützt den Kapitän bei der Befehlsgebung in Bezug auf den Brand. Sie gehen zur Brücke und legen unterwegs eine blaue Sicherheitsleine aus.
  7. Das Support-Team führt den Einsatz durch. Es verfügt über etwa 200 Meter Druckschlauch mit 70 mm Durchmesser, Strahlrohre, Verteilungsstücke, Funkgeräte, Scheinwerfer, eine FLIR-Wärmebildkamera, Lampen, Schiff-Land-Kopplungen, Lebensmittel und Getränke. Das ganze Material von Hand zu bewegen, ist mit erheblicher Arbeit verbunden. Das Support-Team legt eine rote Sicherheitsleine zum Ort des Vorfalls aus.
  8. Das Team wählt eine "Contain & Maintain"-Strategie, mit der es das Feuer eingrenzt. In einer realen Situation würde die Besatzung hierdurch die Zeit gewinnen, die nötig ist, um das Schiff sicher ans Ufer zu manövrieren oder um jeden rechtzeitig zu evakuieren.

Die Übung wurde zu einem umfassenden Test für die vier Teams aus Belgien, den Niederlanden, Frankreich und dem Vereinigten Königreich, die nach zweijähriger Ausbildung endlich für reale Vorfälle eingesetzt werden können. Sie haben sowohl die Strategie bestimmt, um den Vorfall in den Griff zu bekommen, als auch tatsächlich den Brand bekämpft. Zugleich haben sie ihr neues spezialisiertes Material für maritime Vorfälle testen können.

Europäisches MIRG-Projekt

MIRG ist ein europäisches Projekt und steht für "Maritime Incident Response Group". Im Rahmen dieses Projekts haben vier Länder sich zusammengesetzt, um je ein Feuerwehrteam auszubilden, das an Bord eines Schiffes abgesetzt werden kann, um einen Brand zu bekämpfen, chemische Vorfälle zu bewältigen oder Personen zu befreien. Die vier MIRG-Teams setzen sich aus folgenden Organisationen zusammen:

  • Zeeland Veiligheidsregio (Niederlande)
  • Kent Fire & Rescue Service (Vereinigtes Königreich)
  • Feuerwehrdienste von Antwerpen, Beveren und Gent (Belgien)
  • Service Départemental d’Incendie et de Secours du Pas-de-Calais (Frankreich)

Die MIRG-Teams werden nur auf Ersuchen des Kapitäns eingesetzt, um Opfer oder große Evakuierungen zu vermeiden, Schiffe zu retten, die Auswirkungen auf die Umwelt zu begrenzen oder einen sicheren Transport zum Hafen zu gewährleisten.

Die letzte MIRG-Konferenz findet am 17. September 2014 in Vlissingen statt. Dort stellt das Projekt-Team die Ergebnisse der letzten zwei Jahre des europäischen MIRG-Projekts vor. Das Projekt umfasst eine gemeinsame Risikoanalyse, ein Ausbildungshandbuch und Standard-Einsatzverfahren. Mit der Konferenz am 17. September endet das Projekt und beginnen die echten MIRG-Einsätze. In der Zwischenzeit findet eine kombinierte Ausbildung statt, werden die Standard-Einsatzverfahren überarbeitet und werden Erfahrungen ausgetauscht. 2015-2016 wird schließlich eine neue MIRG-Übung stattfinden und steht noch ein Gesamtprojekt mit Drohnen an.

Tom Van Esbroeck und Luc Faes nehmen seitens des Föderalen Fachzentrums für zivile Sicherheit (KCCE) an dem MIRG-Projekt teil.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des europäischen MIRG-Projekts.